Aus der von Willy Timmermann verfassten Jubiläumsschrift
Am 14. August 1880 wurde in Hauset als erste weltliche Vereinigung die St. Rochus-Schützengesellschaft gegründet. Anlässlich des hundertjährigen Bestehens der Gesellschaft im Jahre 1980 hat der Verein eine Jubiläumsschrift herausgegeben, in der die Entwicklung und Geschichte des Vereins sehr anschaulich dargestellt sind. Die Gründung erfolgte, wie aus dem noch vorliegenden Protokollbuch aus dem Jahre
1880 ersichtlich, in der Wirtschaft „Zur Geul“.
Es waren widrige Umstände, die im frühen Mittelalter zur Gründung von Schützen-Gesellschaften führten. Solche Gesellschaften entstanden im heutigen Süddeutschland (Bayern), aber auch in der Schweiz, in Tirol, in Flandern, in Limburg und im Rheinland. Die Aufgabe der Schützen war für Ruhe und Ordnung zu sorgen, Aufgaben, die heute von der Polizei übernommen werden. In unserer Gegend entstanden die ältesten Vereine bereits im 17. Jahrhundert, so dass die St. Rochus-Schützen eher zu den jüngeren Vereinen zählen. Allerdings fand man schon Hinweise auf einem Schriftstück eines gewissen Peter Mees aus Hauset, Rentmeister und Steuerempfänger in Hauset, aus dem Jahre 1603, aus dem hervorgeht dass auch in Hauset ein Kontingent an Bankschützen bestand, welches in der Hauptstadt der Herzogtums Limburg, nämlich auf Burg Limburg, Wache zu leisten hatte. Auf dem erwähnten Schriftstück steht: „Der ehrwürdige Herr dieser Bank hat den Schützen sechs Pfan-
nen Bier in der Gaststätte des Jan Teron ausgegeben, bevor sie das letzte Mal nach Limburg auf die Wache gezogen sind. Er hat dem Teron erlaubt dieses bei der Bankrechnung in Anrechnung zu
bringen. 29. May 1603.“
Die Gaststätte des Jan Teron ist identisch mit dem Danzhof in Walhorn, Peter Mees wohnte an der Kapelle im heutigen Haus Hick (Gut Grosshaus). In dem Rechnungsbuch des Peter Mees liest
man vom 26. August 1654: In Zukunft soll im Quartier Hauset zur Warnung der Peter Mees die Glocken schlagen und die Schützen versammeln. Und weiter heißt es: Den 23. Dezember 1668
erhielt auf Grund einer Quittung Baldem Emonts alt, 9 ½ Schilling, weil er als Führer mit einigen Schützen im Aachener Wald Wache gehalten hat. Erwähnen muss man deshalb noch die im
Rechnungsbuch genannten zwei Gastwirte aus Hauset, Aret Ossemann und Cornelis Heisterbom, sowie den Dorfboten Jan Gouders. Wahrscheinlich waren sie auch Schützen, nur eben nicht
organisiert.
Zurück zu den Rochuss-Shützen: Man stellt fest dass unter den 38 Gründungsmitgliedern der Rochus-Schützen Namen auftauchen, die auch heute noch in Hauset zu finden sind, Personen, die das Dorf Leben in Hauset mit geprägt haben. Scherzhaft wurde ja einmal gesagt, dass die Namen fast alle auf „tz“ enden: Gatz, Kockartz, Schmetz, Lennertz, Emonts(z), Pitz, Heutz,... Es finden sich aber auch andere Namen
darunter: Scheiff, Laschet, Hansen, Bastin, Blomen,...In der Mitgliederliste von 1980 findet man nur noch zwei Namen aus der Gründerzeit, Gatz und Kockartz.
Der Verein war sehr aktiv. Bereits am 7. Mai 1882 fand ein Schützenfest mit 14 auswärtigen teilnehmenden Vereinen statt. Anlass war die Einweihung der Vereinsfahne. Auch die Beschlüsse und
Statuten des Vereins lesen sich sehr erheiternd, zum Beispiel im Protokoll vom12.4.1886: „Beschlußnahme dass jedes Mitglied eine Dame am Kirmesmontag zum Ball mitbringen muss,
widrigenfalls eine Strafe von 50 Pfennig zu zahlen hat.“ Auch stiftete man Pfarrer Brammerz am 10. Oktober 1886 50 Mark zur Verschönerung der Kirche. Während des Ersten Weltkriegs und
in den Nachkriegsjahren ruhte das Vereins Leben. Viele Mitglieder waren von den Schlachtfeldern nicht mehr zurückgekehrt: Matth. Kever, Leo Zimmermann, Josef Reip und
Peter Wetzels.
Am 18. April 1920 fand man sich jedoch wieder auf einer ersten Versammlung zusammen. Die Zeiten hatten sich geändert: „... unsere Heimat war belgisch geworden, aber mit neuem Mut und
neuer Kraft ging man ans Werk.“ Das erste Jubelfest fand am 25. Mai 1930 statt. Sechzig Vereine hatten sich beteiligt, davon achtundvierzig Schützenvereine. Die goldene Königswürde
errang August Havenith, Bürgermeister war Heinrich Havenith. Die folgenden 30er Jahre waren gute Jahre für den Verein, zumindest aus sportlicher Sicht. Besonders bei den Wettbewerben des
Schützenbundes Hergenrath-Hauset, dem der Verein von 1922 bis 1950 angehörte, verließen die Mitglieder als Sieger die Stangen.
Bereits 1938 zogen dunkle Gewitterwolken am politischen Himmel Europas auf und wieder ruhte das Vereins Leben bis nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Als man sich 1947 wieder traf, um das Vereins Leben neu aufleben zu lassen, hatten sich die Reihen der Mitglieder wieder auf traurige Weise gelichtet. Es kehrten nicht mehr heim die Herren Hubert Kockartz, Karl Hoven, Hubert Kistemann, Josef und Peter
Falkenstein, Wilhelm Hamel, Adolf Mertens und André Meessen. Im Sommer 1947 verstarb der langjährige Präsident Hermann Josef Gatz; sein Sohn Karl übernahm die Vereinsführung. Er war auch der Gastwirt des Vereinslokals „Zur Geul“. Im Jahre 1952 trat man dem Schützenbund Kettenis/Eynatten bei. Am 4. November 1953 verstarb das letzte Gründungsmitglied des Vereins, Franz Kockartz. Das 75jährige Jubelfest fand vom 10.-24. Juli 1955 statt . Auch diesmal gaben sich 48 Schützenvereine ein Stelldichein. SM König Balduin verlieh dem Verein aus diesem Anlass den Titel „Königliche Gesellschaft“. Schießsportlich betrachtet waren auch dies gute Jahre: Bei vielen Wettbewerben gewannen entweder das „alte“ Team der Mitglieder aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg oder der junge Nachwuchs feierte große Erfolge. Ab 1969 gab es auch eine Jugendgruppe, diese war ebenfalls sehr erfolgreich. Im Jahre 1979 erhielt die Jugendgruppe erstmals einen Preis. Jubelkönig im Jubeljahr 1980 war Karly Aussems.
Viele kleine Anekdoten und Informationen findet man noch in dem genannten Jubiläumsheft. Interessant ist noch ein Bericht über die Schießanlage Hubertushöhe an der Aachener Straße. Der Aachener Waffenhändler Münch ließ diese Anlage bauen; sie war 1911 fertiggestellt worden. Nach Ausbruch des Krieges wurde die Anlage fast nur noch von Soldaten genutzt. Noch am 14. November 1915 hielt der
Rheinische Schützenbund eine Feier ab. Danach ging es stetig bergab, auch die Stadt Aachen war nicht mehr bereit, die Anlage zu unterstützen. Nach dem Kriege ging sie in belgischen Besitz über, hat aber nie mehr die Blütezeit der Vorkriegsjahre erreicht. Im Gebäude des benachbarten Schlosses „Hubertushöhe“ selbst befindet sich heute das Möbelhaus Pennartz (80er Jahre)
Nun sind erneut mehr als 25 Jahre vergangen. Nach wie vor ist der Verein aktiv. Inzwischen nehmen auch Damen am Vogelschuss teil. Gerda Gatz war im Jahre 2000 zum dritten Mal Königin. Heute ist man Mitglied des Ostbelgischen Stangenschützen Verbandes, der Schützenvereinigung Groß Raeren und auch Mitglied im „Bund der historischen deutschen Schützenbruderschaften“.