Wenn man sich mit der Geschichte unserer Heimat im Dreiländereck zwischen Belgien, Deutschland und den Niederlanden beschäftigt, so stößt man auf ein Datum welches sich heute, im Jahr 2020, zum 1000-sten Mal jährt, nämlich der Beginn der Grafschaft Limburg und die Errichtung einer Burg zu Limburg auf der Anhöhe im Wesertal bei Dolhain (ripuarisch Daelheim).
Nach Karl dem Großen wurde das Reich der Karolinger von seinem Nachfolger Ludwig dem Frommen zunächst in drei geteilt, wobei das Mittelreich, auch Lotharingien genannt, an Lothar I. fiel, der auch Kaiser des Karolingerreiches wurde. 855 hatte sein Sohn Lothar II., durch erneute Teilung mit seinen Brüdern Karl (dem Kahlen) und Ludwig (dem Deutschen), Lothringen, Namür, Lüttich, Limburg, Jülich und Köln erhalten. Durch den Vertrag von Meerssen 870 wurde dieser Teil Lotharingiens in einen Ostteil und einen Westteil zwischen Karl und Ludwig erneut aufgeteilt. Karl bekam die Gebiete die heute Belgien darstellen, bis zur Maas, das Gebiet zwischen Maas und Rhein bis zur Mosel kam zu Ludwig.
Nach einer wechselhaften Entwicklung findet sich Lothringen 953 im Besitz von Bruno, dem Erzbischof zu Köln und Bruder des Kaisers Otto I. Bruno nahm 959 den Titel Erzherzog an und erhielt zwei Herzöge untergeordnet, Gottfried, der das Land an der Maas regierte und Friedrich, der über das Land an der Mosel herrschte. Somit teilte sich das Herzogtum Lothringen in Niederlothringen (das Gebiet an Rhein, Maas und Schelde), sowie Oberlothringen (das Land an Rhein und Mosel bis zur Maas).
Ab dieser Zeit kam es allerorts zur Herausbildung vieler Territorien, Grafschaften und Herzogtümer, so auch in Niederlothringen, wo die Besitzungen derer von Limburg nach und nach zusammengeführt wurden. Es ist nun schwierig ein genaues Datum festzulegen, wann die Grafschaft Limburg entstand und wann genau der Bau der Burg Limburg begann. So findet man in Wikipedia zunächst den Hinweis, dass Friedrich II., Graf von Luxemburg und später Herzog von Limburg, die Burg Limburg auf der Anhöhe bei Dolhain ab 1020 errichten ließ. Er hatte die alte königliche Grundherrschaft Baelen, in der das Gebiet Limburg lag, von seiner Mutter Irmtrud, Tochter des Grafen von der Wetterau, geerbt. Ansonsten ist über Friedrich in zeitgenössischen Quellen wenig überliefert, außer dass er die Vogtei von Stablo und Malmedy innehatte. Das Datum mag nun stimmen oder nicht und ich muss dies auch nicht vor Historikern rechtfertigen, wir nehmen diese Quelle einfach mal so an, weil es so schön zu unserem Jubiläum passt. Jedenfalls ist dieser Friedrich so etwas wie der Stammvater der Grafen und nachmaligen Herzöge von Limburg. Er gab 1061 seine Tochter Jutta (Judith) dem Grafen Walram, Graf von Arlon, zur Gemahlin. Sie bereicherte ihren Mann mit dem Lande, welches später die Grafschaft Limburg bildete. Jedenfalls lässt sich bereits von 1048 an die Geschichte Limburgs gut nachvollziehen. Walram ließ bis 1064 das Schloss Limburg fertigstellen, das dem Ort und dem Land den Namen gab, übrigens bis heute. Friedrich starb 1065, ihm folgte Gottfried III., genannt der Bärtige, als Herzog von Niederlothringen.
Ob nun die Geschichte von Grafschaft und Burg tatsächlich ab 1020 entstand oder nicht, das Datum bietet Anlass zu einem tausendjährigen Jubiläum. Im Internet finde ich keine Angaben über ein Jubiläum, fürwahr haben wir auch derzeit andere Sorgen. Im Jahr 1020 war Gottfried II. Herzog von Niederlothringen und Heinrich II. war König des ostfränkischen Reiches, zu dem Niederlothringen gehörte. Heinrich II. war von 1014-1024 auch römischer Kaiser, er wurde 1146 heilig gesprochen. Für die Interessierten hier einige weitere Daten der Geschichte Limburgs.
Was nun Hauset betrifft, so gab es zur Zeit der Gründung des Herzogtums Limburg im 11. Jhd. noch keine Besiedelung auf dem Gebiet auf dem später einmal Hauset entstehen sollte. Es kann allerdings als verbrieft gelten, dass der König des Ostfränkischen Reiches Heinrich IV. im Jahr 1072 die zum Herzogtum Limburg gehörende Bank (Königsherrschaft) Walhorn dem Marienstift Aachen schenkte.
Nun war Hauset nicht das gallische Dorf, das den Römern trotzte. Aber je mehr man in die Vergangenheit eintaucht, erkennt man, das Hauset mitten in einem Gebiet Europas liegt, welches über Jahrhunderte von großer Bedeutung für die Geschichte unseres Kontinents gewesen ist. Denn längst ist das Herzogtum Limburg Geschichte, die Burg auf der Anhöhe der Weser bei Dolhain besteht aber immer noch und ist ein Kleinod in einem Gebiet, das heute zu Wallonien gehört. Hauset lag mittendrin in diesem Lande, und wenn ich Hauset sage meine ich natürlich alle Orte unserer Heimat in der früheren Bank Walhorn.
1288 kam das Herzogtum Limburg in Personalunion an das Herzogtum Brabant, denn Johann I. hatte in der Schlacht von Worringen bei Köln die Fürsten von Geldern besiegt und den Erbfolgekrieg des Herzogtums Limburg für sich entschieden. Unser Geschick im heutigen Norden Ostbelgiens war nun über Jahrhunderte mit dem von Brabant verbunden, denn die Beziehungen zu dem Herzogtum Niederlothringen endeten hier. Beide Herzogtümer, Brabant wie Limburg, gehörten jedoch zum Heiligen Römischen Reich deutscher Nation und huldigten dem Kaiser desselben.
1406 fiel das Herzogtum Limburg an die Herzöge von Burgund, denn Philipp der Kühne heiratete Margarete von Flandern. Die burgundischen Niederlande hatten Bestand bis 1477 und fielen dann an die österreichischen Habsburger.
1477 war Herzog Karl der Kühne, Herzog von Burgund verstorben, und seine Tochter Maria von Burgund hatte Maximilian I. von Österreich geheiratet. Ihr Sohn Philipp der Schöne ist bekannt als ein Kunstmäzen und er steht für eine Blütezeit auch in unserer Heimat.
Nach dem Tod von Karl V. 1556 kam unsere Heimat im Herzogtum Limburg erneut an die spanischen Habsburger. Das blieb so während der unseligen Zeit des Dreißigjährigen Kriegs (1618-1648). Als Ergebnis des spanischen Erbfolgekriegs kamen Brabant und Limburg 1714 wiederum an die österreichischen Habsburger. Kaiser Karl VI. verstarb 1740 und Stephan III., Herzog von Lothringen wurde König und ab 1745 als Franz I. deutscher Kaiser. Er war der Ehegatte von Maria Theresia, die als Regentin die Regierungsgeschäfte führte. Die beiden begründeten die Dynastie Habsburg-Lothringen, die bis 1806, zur Zeit von Kaiser Napoleon, Bestand hatte, als Franz II. abdankte und das Heilige Römische Reich (HRR) endete.
Das Herzogtum Limburg war allerdings schon 1793 aufgelöst worden, als die französischen republikanische Truppen unser Land besetzten und 1795 die südlichen Provinzen der Niederlande sogar annektierten und Frankreich einverleibten. Das Herzogtum Limburg hatte also nachweislich von 1056 (Walram I.) bis 1793 Bestand, wenn gleich der Ursprung wahrscheinlich schon auf das späte 10 Jhd. zurückging.
Das Schloss Limburg besteht allerdings heute noch. Im 18. Jahrhundert hatte Limburg zeitweise seine Bedeutung verloren. Im 19. Jhd. war dies anders, denn im Tal der Weser entstand eine bedeutende Tuchindustrie. Limbourg gibt heute der Gemeinde mit den Ortsteilen Dolhain, Bilstain Goé und Hèvremont ihren Namen (die ripuarischen Namen sind Daelheim, Bilstein, Gulcke und Heverberg). Der Ortskern von Limbourg, mit der Kirche St. Georges und dem Schloss, hat seine alte Bausubstanz bis heute weitgehend bewahren können und gilt als ein Kleinod des wallonischen Kulturerbes. Besitzer ist die Familie Poswick.
Walther Janssen