Wie ein Dorf entsteht: Die Siedlungsgeschichte von Hauset
Wie wir bereits im geschichtlichen Teil von Hauset gesehen haben, wissen wir nicht genau, wann auf dem Siedlungsgebiet der Ortschaft Hauset erstmals Menschen gelebt haben. Die Landschaft war mit
Wald bedeckt und erst unter den Franken vom 3 - 5 Jahrhundert etwa, enstanden die ersten Rodungen, die wir heute noch "Heide" nennen. Funde von Silex Werkzeugen gab es allerdings schon in
vorchristlicher Zeit im Waldgebiet, dass wir heute Brennhag nennen, zwischen Hauset und Hergenrath gelegen (siehe hierzu unser Beitrag ............)
Der Name Hauset taucht allerdings erst viel später in den Lehnsregistern des Marienstifts zu Aachen auf, nämlich im 13. Jahrhundert. Gegen Ende dieses Jahrhunderts wird auch die Entstehung einer Burg in Hauset vermutet und zwar unweit der Stelle, wo um 1700 die St. Rochus-Kapelle errichtet wurde. Ob im Umfeld weitere Bauten oder Gehöfte entstanden ist zu vermuten, kann aber nicht belegt werden. Erst ab dem 15. Jahrhundert finden wir sowohl in den Lehensregistern der Propsteilichen Mannkammer (ab 1394) wie auch im Gudungbuch von Walhorn (ab 1446) die ersten Hinweise auf Feuerstellen in dem Gebiet der heutigen Ortschaft. Da Hauset ein Quartier der Hochbank Walhorn war, wurden in den Gerichtsbüchern die Besitztümer festgehalten und die Feuerstellen registriert.
So sind im Jahr 1445 für Hauset 35 Feuerstellen angegeben, im Jahr 1469 wurden deren 38 angegeben. Historiker gehen von 3 - 4 Personen pro Feuerstelle aus, so dass wohl um die 160 - 200 Einwohner damals auf dem Gebiet von Hauset lebten. Im 17. Jahrhundert ist für unsere gesamte Heimat ein schreckliches Jahr, denn sowohl die Pest als auch die marodierenden Truppen suchten unsere Ortschaften heim und brachten Leid, Elend und Tod über die Menschen. So starben alleine um 1630 über 200 Menschen an der Pest, in Walhorn wurden auch viele Hauseter beigesetzt. Um 1670 fielen Truppen aus Brandenburg und Hessen über unser Land hinein und alleine in Hauset wurden 25 Feuerstellen niedergebrannt.
Erst im 18. Jahrhundert beruhigten sich die Zeiten. So zählte man 1705 in Hauset wieder 44 Feuerstellen. Die Zeiten wurden allerdings erst etwas besser, als Maria Theresia Regentin der österreichischen Niederlande wurde. Im Jahr 1771 zählte man immerhin 66 Feuerstellen in Hauset. Wir nähern uns mit diesem Datum auch dem Zeitpunkt der hiernach angegebenen Kataster-Erhebungen und Kartenerfassungen. Sämtliche Karten der österreichischen Niederlande, also nicht nur für unsere Heimat, sondern auch für sämtliche Herrschaftsgebiete der südlichen Provinzen befinden sich in einem großen Atlas der Ferraris-Karten, der im Dorfarchiv Hauset eingesehen werden kann.
Wo die oben genannten Feuerstellen sich in Hauset befanden, geht allerdings erst nämlich erst aus diesen Ferraris-Karten hervor, die zwischen 1771 und 1773 angefertigt wurden, also gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Dies war in etwa zeitgleich mit der Erstellung des sogenannten Theresianischen Katasters, welches unter Maria Theresia in den Österreichischen Niederlanden angefertigt wurde. Dieses Kataster finden sie in einem weiteren Beitrag unter folgender Verlinkung: ...........................
Für das Quartier Hauset kann man sicher nicht von einem Dorf im klassischen Sinne sprechen, denn Hauset hatte keine eigene Kirche und war auch keine eigenständige Pfarre. Die Ortschaft hatte also keinen Dorfkern. Die Gehöfte finden wir in der Ferraris-Karte als rote Punkte über das gesamte Gebiet von Hauset verteilt. Über das gesamte Gebiet zu sagen ist allerdings nicht ganz richtig. Wir finden einige kleinere Ansammlungen von Gehöften um die rund um die heutige Kapelle, in der Katasterbezeichnung als Flur "Hauseth" erwähnt. Weitere kleine Ansammlungen gibt es in den Ortsteilen Prester, Roverheide und Fossei, sowie am Flur Vestert und am Flur Stöck. An der Göhl gelegen finden wir noch die beiden Mühlen, nämlich die Fingerhutsmühle und die Kupfermühle. Über Vestert und Stöck hinaus gab es Richtung Freient, Botzefeld, Grossen Busch oder Aachener Busch nur einige wenige Gebäude.
Somit können wir zwei Dinge festhalten: die weitere Bebauung und Besiedelung von Hauset geschah erst in französischer Zeit und in preußischer Zeit. Für die französische Zeit haben wir die sogenannte Tranchot-Karte verfügbar, deren Messungen noch unter Napoleon begonnen von Ing. Tranchot begonnen wurden und in preußischer Zeit unter von Müffling beendet wurden. Somit können wir weiter schlussfolgern, dass das preußische Ur-Kataster von 1826-1828 eine solide Grundlage für die weitere Besiedelung des Ortes darstellt. Ein Abgleich der Karten von 1773, 1814 und 1826 zeigt, dass in diesen 30 Jahren nur wenige neue Gebäude in Hauset hinzukamen. Ein Beispiel ist die Follmühle an der Göhl, die 1813 von dem Tuchfabrikanten Carl Nellessen aus Aachen errichtet wurde.
In preußischer Zeit ab 1815 gibt es aber zumindest einen Beginn von Aufzeichnungen und Statistiken, die Aufschluss geben über die Bevölkerungszahl und 1826, im preußischen Urkataster finden wir auch auch erstmals genau Angaben zu der Bebauung. Diese Bebauung und die Grundbesitzer zu dieser Zeit sind in diesem Kataster angegeben und wurden vom Dorfarchiv anschaulich aufbereitet. Sie hierzu den Beitra .................. Diese erste bekannte Bebauung von 1826-1828 stimmt in etwa überein mit den Angaben in den Ferraris-Karten von 1773, wobei man sagen muss dass diese Karte nicht die Genauigkeit einer Katasterkarte hat. Für unsere Betrachtung können wir also das Ur-Kataster von 1826 als Ausgangspunkt nehmen.
Im Anschluss an die Epoche des Ur-Katasters von 1826 kam es in den folgenden Jahrzehnten zu einer weiteren "Erschließung" des gesamten Gebietes von Hauset. Dies geschah allerdings in Etappen.
So entstanden einzelne Bebauungen an Freient (1830), in Hauseter Heide (um 1840), in der Flög (um 1860), in Grossenbusch (um 1860?) am Aachener Busch und Eynattener
Heide (um 1880). Diese neue Besiedelung ist nachzuvollziehen in einer Karte der Diözese Aachen von 1858, auf der die Bebauung von Hauset eingetragen ist. Es handelt sich nicht um eine
Katasterkarte.
Erst in den Jahren um 1860 entstand ein neuer Dorfkern, dort wo heute die Kirche und die Schule stehen. Einige Gebäude rund herum bestanden bereits (Gaststätte zum Treppchen) oder kamen nun hinzu (Restauration Gatz).
Dann setzte sich die Bautätigkeit in Alt-Hauset fort. Auch an der anderen Seite des Dorfes kam es bereits im 19. Jahrhundert zu einer verstärkten Bautätigkeit. Das war zum Beispiel so an den Windmühlen (Restauration Vecqueray), auf "Bonneberg", Schnellenwind und Gostert, sowie in der neuen Mitte von Hauset, aber insbesondere auch auf Vestert (Gaststätte und Bäckerei Kockartz).
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts verkaufte die Gemeinde bisher unbebautes Land und Waldgebiet zwecks Bebauung. Dieser neue Bauboom vollzog sich also entlang der Actienstrasse Aachen-Eupen und lässt sich sehr gut in den Kataster-Karten von 1895 erkennen. In den Jahren von 1895 bis 1910 entstanden viele Villen, man kann fast sagen schlossähnliche Anlagen, die heute noch prägend sind für den Immobilienbestand in Hauset. Nennen möchten wir hier nur Schloss Hubertushöhe, die Villa Fischer, die Villa Lürken (ehemals Cüpper) oder auf Frepert der Heidhof (1913). Diese Bauwut wurde jäh unterbrochen durch den Ersten Weltkrieg. Wir wissen das nach der Angliederung an Belgien 1920 viele Bewohner den Ort verließen und ins Deutsche Reich migrierten, der Besitz wurde unter Sequester gestellt.
Immerhin war nun auch dieser Teil von Hauset, nennen wir ihn ruhig Neu-Hauset, denn so wurde er auch stets im "Echo der Gegenwart", der Zeitung die in Aachen erschien, genannt. An Eynattener Heide war aber auch gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein Betrieb entstanden, nämlich der Ziegeleibetrieb des Arnold Heutz. Dies hatte auch eine Bautätigkeit zur Folge. die sich in den 1930er Jahren des 20. Jahrhunderts fortsetzte. Auch sorgte die Errichtung der Zollstation am Aachener Busch bzw. Köpfchen für den Erhalt der Gebäudebestandes an dieser Stelle. Dieser erhielt dadurch eine Aufwertung. Das Zollhaus datiert von 1925.
Die Arbeitsgruppe im Dorfarchiv hat denn auch mit Unterstützung unseres Graphikers in einer aktuellen Karte der Straßen und Gebäude in Hauset alle Bauten entsprechend ihrem Alter gekennzeichnet. Die Gebäude die älter sind als 100 Jahre, also vor 1930 entstanden, sind in Blau markiert, die Gebäude die alter sind als 150 Jahre in Grün und die Gebäude über 200 Jahre alt in Geld. Das Ganze wurde denn auch von unserem Fotografen im Bild festgehalten, sodass ein komplettes Verzeichnis der älteren Bauten entstand. Die interessantesten Gebäude, dorfgeschichtlich wie architektonisch, haben wir auch in einem Bildband zusammengefasst und in einer Galerie online erstellt.
Die aktuelle Karte der Straßen und Gebäude in Hauset im Jahr 2024 zeigt natürlich auch alle einzelnen Bauten so wie wir sie heute in Hauset vorfinden. Sie sind in grauer Farbe markiert und mit den aktuellen Hausnummern versehen, so wie sie in OpenStreetMap zu finden sind. Somit ist zu erkennen wie die Bebauung und damit die Besiedelung in den letzten hundert Jahren, seit etwa 1925 verlaufen ist. Aus den Einwohnerzahlen kann man nicht unbedingt auf die Anzahl der Gebäude schließen, denn die Bevölkerungsentwicklung unterlagt vielen Einflüssen die durch externe Faktoren bestimmt wurden. Nach dem ersten Weltkrieg optierten nicht wenige Bewohner für das deutsche Reich, im Krieg selbst kamen auch viele Kriegsteilnehmer ums Leben (immerhin 5% der Bevölkerung). Auch während des Zweiten Weltkriegs gab es wieder genau so viele Kriegsopfer und erneut suchten die Menschen ihr heil sowohl in Innerbelgien oder wanderten sich in die Bundesrepublik aus. Deshalb blieben die Einwohnerzahlen zwischen 1920 und 1970 relativ stabil, wie aus der kleinen Übersicht hiernach hervorgeht:
Einwohnerzahlen als Graphik:
In diesen fünfzig Jahren gab es durchaus einige Neubauten, sowohl in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen auch in den 15 Jahren nach Ende des Zweiten Weltkriegs
Im Jahr 1970 zählte die Gemeinde etwa 750 Einwohner. Das Jahr war aber der Wendepunkt einer bis dahin eher ruhigen Entwicklung. Die landwirtschaftlichen Betriebe verschwanden (deren Zahl ging von 1946 bis 1970 von ... auf ... zurück). Mehr Bauland stand nun zum Kauf zur Verfügung. Auch der 1976 in Kraft getretene neue Sektorenplan förderte die Bautätigkeit, denn nun wurde das Bauland hauptsächlich entlang der bestehenden Verkehrsachsen ausgewiesen. Der Vergleich der Straßenkarte von Aachen und Hauset mit der heutigen Karte zeigt deutlich das Ausmaß der Bautätigkeit in den letzten 50 Jahren. Es entstand sowohl eine sogenannte Rosenkranzbebauung wie man auch auf der Karte erkennen kann, aber es entstanden auch erste Siedlungen mit Doppelhäusern oder Mehrfamilienhäusern. Eine Besonderheit bleibt aber bis heute, das auch Wohnparks mit Luxus-Charakter entstanden, sowohl entlang der Verkehrswege aber auch in zahlreichen Stichstraßen, die in dahinter gelagertes Bauland führen und die früheren landwirtschaftlichen Flächen erschließen. Heute ist die Gemeinde Raeren, wozu wohl auch insbesondere der Ortsteil Hauset beiträgt, in Belgien die Gemeinde mit den meisten sogenannten Vier-Fassaden-Häuser, also alleinstehen Häuser oder Villen.
Dieser Trend wurde natürlich befördert durch die Tatsache, dass zahlreiche Grundstücke an neue Bewohner verkauft wurden, die aus der Bundesrepublik Deutschland zuwanderten. Die Gemeinde hat heute, 2024, insgesamt 10500 Einwohner. Davon haben 50% die belgische Staatsangehörigkeit, 48% haben die deutsche Staatsangehörigkeit.
Betrachtet man die Entwicklung der letzten 50 Jahre so kann man einige Siedlungen oder Wohnparks in in Erinnerung rufen. Eine erste Siedlung entstand an der Ecke Hergenrather Straße/Getenberg. Es folgte bald der Villenpark Waldring und an Frepert die Bebauung Aachener Straße/Frepert. An der Hergenrather Straße, Adresse Freient, wurden Mehrfamilienhäuser gebaut, entlang des Schlosswegs auch sozial geförderte Reihenhäuser. An der Aachener Straße entstanden zuletzt noch zwei Wohnparks mit Villen (Eynattener Heide) und Mehrfamilienhäusern (An der Aktienstraße). Eine dichte Bebauung mit Wohnparkcharakter finden wir an der Buschhausstraße und An der Follmühle. Ansonsten entspricht die Bebauung dem Muster der oben erwähnten Rosenkranzbebauung, sei es entlang des Weges Gostert, des Weges Stöck, des Weges Flög, entlang der Hergenrather Straße, der Hauseter Straße, der Asteneter Straße, auf Frepert, in Grossenbusch, um nur die wichtigsten zu nennen. In einigen Fällen sind auch Appartmenthäuser entstanden, sie bleiben aber die Ausnahme. Derzeit sind jedoch einige neue Appartmenthäuser in Mode gekommen.
Die Statistik der Bauanträge für den Zeitraum von 1970 bis 2010 ist wie folgt.
Die Bevölkerungsentwicklung von 1970 bis 2010 ist wie folgt ....
Was die Zukunft betrifft, so muss man darauf hinweisen, dass für die Gemeinde Raeren der im Sektorenplan ausgewiesen Baugrund nur zur Hälfte genutzt wird. Wie das für die Ortschaft Hauset
aussieht ist der Öffentlichkeit nicht bekannt. Nun da die Kompetenzen für die Raumordnung auf die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft übertragen wurde bleibt zu hoffen, dass mehr
Transparenz und Zukunftsperspektiven die zukünftige Gestaltung des bewohnten Raumes gestalten werden.