Diesen Beitrag übernehmen wir in weiten Teilen aus dem Heimatbuch Hauset - Band 1 (2011), in dem der Journalist Willy Timmermann, der selbst aus Hauset stammte, über das wechselvolle Schicksal dieser für Hauset besonderen Brücke über die Göhl geschrieben hat. Zuvor hatte Timmermann bereits einen beitrag in der Zeitschrift "Im Göhltal" Bd. 53 S. 33 (1993) veröffentlicht, mit dem Titel "Die Hammerbrücke bei Hauset/Hergenrath.
Am 15. Oktober 1843 wurde nach zweijähriger Bauzeit die Hammerbrücke, damals Göhlviadukt genannt, eingeweiht. Die Brücke war ein zweibogiges Bauwerk wurde nach den Plänen von Georg Salomon Moller entworfen. Das stolze Eisenbahnbauwerk, so schreibt W. Timmermann, bestehend aus acht Millionen Feldbrandziegel, die teilweise in Hergenrath gebrannt wurden (Panneschopp), war 206,5 m lang, 37,6 m hoch und 8,47 m breit. Mit einem Fünftel lag die Hammerbrücke auf Hergenrather Gebiet, mit vier Fünftel auf Hauseter Grund (heute also Kelmis und Raeren). Den Namen Hammer erhielt die Brücke von dem Flurnamen, auf dem sie errichtet wurde, Hammer genannt. Dort befand sich in früheren Zeiten auch eine Mühle, denn die Brücke überspannt den Bach Göhl, der dort eine solche Mühle antrieb.
Die Brücke war ein wichtiges Bauwerk auf der ersten Grenzüberschreitenden Eisenbahnlinie Europas von Köln nach Aachen und weiter nach Lüttich und Antwerpen. Damals wurde mit großen Festlichkeiten die Bedeutung dieses Bauwerks hervorgehoben. Sie wurde eine Sehenswürdigkeit für den Ort Hauset, denn sie war insbesondere von den Höhen des Hausener Feldes aus sichtbar und auch von Ortsteilen Fossey und Prester leicht zu erreichen.
Alfred Bertha schrieb in einem weiteren Beitrag in der Zeitschrift "Im Göhltal" Bd. 18 S. 50 (1975) mit dem Titel "Die Hammerbrücke und die Eröffnung der Belgisch-Rheinischen Eisenbahn". Hier erfahren sie viele Einzelheiten um die Eröffnung dieser Eisenbahnlinie.
Die Brücke hatte den Ersten Weltkrieg überlebt und in den 70 Jahren zuvor überquerte so manche berühmte Persönlichkeit mit dem Zug diese Brücke, die eine der wichtigsten europäischen Eisenbahnverbindungen war, wenn man von Deutschland nach Frankreich oder England reisen wollte. So lesen wir in Berichten von Fürsten und Schriftstellern von den reizen der Landschaft, die man von der Brücke aus beobachten konnte. Aber auch Könige und Kaiser querten das Göhl-Tal an dieser Stelle, genannt sei nur Kaiser Napoleon III. aus Frankreich, auf dem Weg nach Kassel im Jahr 1871, ebenso wie den König von Siam XXXX im Jahr 1900.
Den Zweiten Weltkrieg überlebte das wunderschöne Bauwerk nicht mehr. Am Morgen des 10. Mai 1940 wurden die Hauseter von einem dumpfen Knall geweckt, denn belgische Grenzschützer und Pioniere hatten das massive Bauwerk gesprengt, um den Einmarsch der deutschen Truppen aufzuhalten oder zu erschweren. Acht belgische Soldaten kamen hierbei ums leben, einer wurde lebend aus den Trümmern geborgen, es war Marcel Renard, der Jahre später noch einmal zu dem Ereignis befragt wurde.
Schon bald wurde mit dem Bau zweier Stahlbrücken begonnen und so dient die Behelfsbrücke den deutschen Besatzern dann doch wieder als Eisenbahnstrecke Richtung Antwerpen und der Nordsee.
In einem weiteren Beitrag schildert W. Timmermann "57 Jahre nach dem Drama an der Hammerbrücke" das Schicksal während des Krieges in der Zeitschrift "Im Göhltal" Bd. 70 S. 86 (2002) und der ortsansässige Landwirt Leo Homburg schreibt in der gleichen Zeitschrift Bd 26 S. 18 (1979) seine "Notizen um die Hammerbrücke".
Am 22. Mai 1944 griffen amerikanische Jagdbomber eine deutsche Flakstellung mit Flugabwehrkanonen auf der Brücke an. Dabei kamen diesmal acht deutsche Soldaten ums Leben unter anderem Fritz Röder aus Kröv an der Mosel. Auch die Familie befragte W. Timmermann Jahre später.
Am 12. September 1944 wurden die beiden Stahlbrücken von deutschen Truppen gesprengt, aber schon kurze Zeit später begannen die nachfolgenden amerikanischen Truppen mit dem Wiederaufbau der Brücken, die schon 1945 und 1946 wider für den Verkehr freigegeben wurden. Diese Stahlbrücke blieb der Hauseter Bevölkerung über 50 Jahre in Erinnerung, bis 1998-1999 mit der Errichtung einer neuen Brücke begonnen wurde, die auch für Hochgeschwindigkeitszüge geeignet sein sollte. Dabei wurde auch die Trasse neu verlegt, aus Walhorn/Astener kommend. Die Trasse führt zunächst über eine Bogenbrücke, heute Prester-Brücke genannt. Sie überspannt das kleine Tal der Mulde mit dem Vieljahresbach, etwa 1 Km vor der eigentlichen Hammerbrücke. Die alte Hammerbrücke wurde abgerissen und durch eine moderne Stahl/Betonbrücke ersetzt, über die nun sowohl der Thalys wie auch der ICE mit 160 Km Geschwindigkeit fahren können. Ab dem Tunnel beträgt die Geschwindigkeit maximal 260 Km / Stunde., denn vor allem in Richtung Walhorn führt in einer geschwungenen Kurve die Trasse unter die Autobahn E 40 hindurch und folgt dann weiter dieser Autobahn.
Mit dem romantischen Aussehen des Göhltal-Viadukts nahm das Schicksal also ein jähes Ende, geblieben ist eine moderne, funktionelle Brücke, von der man nicht sagen kann sie sei hässlich, aber sicher ist sie nicht so romantisch wie ihre Vorgängerin.