Hauset - 105 Jahre bei Preußen und dem Deutschen Reich
Ein Diashow von Walther Janssen
Der Wiener Kongress 1814 - 1815
Napoleon hatte 1795 unter anderem das Herzogtum Limburg aufgelöst und zunächst das gesamte Gebiet des heutigen Belgiens und Luxemburgs, später auch das Gebiet der heutigen Niederlande, sowie das Rheinland bis zum Rhein seinem Kaiserreich einverleibt. Der Kanton Walhorn mit der Mairie d' Hergenrath, zu der Hauset gehörte, befand sich nun im Département de l'Ourthe.
Nach der Niederlage Napoleons in Waterloo 1814 wurde die Karte Europas von den Mächten desselben neu gestaltet. Dabei kamen die Kantone Eupen-Malmedy zum Königreich Preußen. In einem geschichtlichen Zeitraffer beschrieb Alfred Minke im Heimatbuch Hauset - Band 1 den Beginn der Zugehörigkeit zum Königreich Preußen nach dem Wiener Kongress wie folgt:
Die Bevölkerung unserer Lande hatte die Zeit von Maria Theresia zu einem fast mythischen Zeitalter verklärt und wollte unbedingt zurück zu Österreich. Aber für Nostalgie war auf dem Wiener Kongress kein Platz. Schon am 5. April 1815 unterzeichnete der preußische König Friedrich Wilhelm III in Wien ein „Besitzergreifungspatent“ für die einverleibten Länder und Ortschaften. Unter letzteren befanden sich auch die Gemeinden des Kantons Eupen mit Hergenrath und Hauset. Schon am 6. Juli 1815 löste Generalgouverneur Sack diese und die ebenfalls an Preußen kommenden Kantone Malmedy, St. Vith, Kronenburg und Schleiden sowie den restlichen Teil des Kantons Aubel aus der Kreisdirektion Verviers und unterstellte sie einer neu geschaffenen Kreisdirektion Malmedy. Ab dem 1. Mai 1816 lösten die Landratsämter die Kreisdirektionen ab und aus Hergenrath samt Hauset, der früheren Mairie, wurde eine preußische Bürgermeisterei. Hier wie andernorts im Rheinland stand man zunächst „den Preußen“ skeptisch gegenüber, schreibt A. Minke in „Hauset im Zeitraffer“.
In der Tat war die Niederlage Napoleons in der Schlacht von Waterloo 1814 ein Wendepunkt in der europäischen Geschichte. Am 14. April 1814 dankte Napoleon ab. Im Pariser Frieden vom 30. Mai 1814 stimmte Frankreich seiner Beschränkung auf die Grenzen von 1792 zu und verzichtete auf das 1795 annektierte Belgien. Am darauf folgenden Tag, also am 15. April 1814, wurde die Verwaltung des nördlichen Rheinlandes Preußen übertragen, das alsbald in Aachen ein „Generalgouvernement von Nieder- und Mittelrhein“ einsetzte.
Die Allianz der Siegermächte beugte sich über Monate hindurch in Wien über die Karten Europas und versuchte eine neue Ordnung für den gesamten Kontinent zu finden. Es war die Geburtsstunde der Nationalstaaten, die aus den monatelangen Verhandlungen hervor gehen sollten. Es war auch die Geburtsstunde eines kleinen völkerrechtlich anerkannten Gebietes, später Eupen-Malmedy genannt, welches bis dahin Jahrhunderte zum Herzogtum Limburg gehört hatte, aber die letzten 20 Jahre seit 1795 unter französischer Verwaltung stand.
Die Zeit der Verhandlungen im Wiener Kongress wird von dem Autor Philip Dröge (1) in seinem Buch Niemandsland etwas detaillierter beschrieben und er gibt einen Einblick in alle Entwicklungen, die damals in Hinterzimmergesprächen, Plenarsitzungen, sowie auf Bällen und Feiern abliefen. Nur das Volk wurde nicht gefragt. Dröge ist auf den Sonderfall Neutral Moresnet fokussiert, der ja nie gelöst wurde. Aber seine Beschreibungen passen auch sehr gut auf unsere Heimat.
Nur bis zum 16. Juli 1815 gehörte der Kanton Eupen mit Hergenrath und Hauset zur Kreisdirektion Verviers, an deren Spitze der Aubeler Bürgermeister Nicolai stand. Der Generalgouverneur Johann August Sack hatte das besetzte Gebiet in „Kommissariate“ und diese wiederum in „Kreisdirektionen“ geteilt. So löste Generalgouverneur Sack am 6. Juli 1815 den Kanton Eupen auf und, wie oben erwähnt, die ebenfalls an Preußen kommenden Kantone Malmedy, St. Vith, Kronenburg und Schleiden sowie den restlichen Teil des Kantons Aubel aus der Kreisdirektion Verviers aus und unterstellte sie einer neuen Kreisdirektion Malmedy. Diese Kreisdirektionen wurden am 1. Mai 1816 von den Landratsämtern abgelöst und aus den beiden Orten Hergenrath und Hauset der früheren Mairie d`Hergenrath wurden nun eine preußische Bürgermeisterei. Die Gemeinde gehörte zum Landratsamt Eupen.
Gerade in diesen Jahren kam es auch zu einer Wirtschaftskrise, denn die Gemeinden hatten sich jahrelang Richtung Westen ausgerichtet, da sie zu Frankreich gehörten. Das ganze wurde noch verschärft durch eine Hungersnot im Winter 1816/1817. Auch die Beibehaltung der Wehrpflicht und die Haltung des protestantischen Preußen gegenüber dem katholischen Rheinland sorgten für Verstimmung. Das von Napoleon gegründete Bistum Aachen wurde 1818 aufgelöst, nunmehr war der Erzbischof von Köln zuständig. Die übergeordnete Verwaltung war derzeit auch verändert worden. Das Rheinland bestand 1815 zunächst aus zwei Provinzen, nämlich Jülich-Cleve-Berg und das Herzogtum Niederrhein mit Koblenz, Trier und Aachen. Beide Provinzen wurden 1822 vereinigt und im Jahr 1830 erhielt das neue Verwaltungsgebilde den Namen „Rheinprovinz“, mit Sitz in Koblenz.
Ab 1825 sollten alle Gemeinden ein sogenanntes Gemeindebuch führen, so geschah es auch in Hergenrath. Die wichtigsten Angaben aus diesem Gemeindebuch, welches bis 1915 geführt wurde, sind in der Diashow aufgeführt.
(1) Philip Dröge: Niemandsland - Die unglaubliche Geschichte von Moresnet, einem Ort, den es eigentlich gar nicht geben durfte - erschienen im Piper Verlag München/Berlin - Deutsche Fassung 2017.