„Hauset-Karte“: Wissenschaftliches Gemeinschaftswerk
Bei Kaffee und Kuchen die Heimat genossen
Ein Beitrag von Günther Sander
Wenn das Thema „Heimat“ in Hauset auf der Agenda steht. Wenn gleichzeitig auch noch eine neue „Hauset-Karte“ vorgestellt wird, dann lassen sich die Hauseter nicht gerne zweimal bitten, um Dorfgeschichte und Landschaftspflege hautnah zu erleben. Nach einer Wanderung mit Erwin Güsting (Verkehrsverein), bei der die kleinen „gelben Schilder“ im Fokus standen, weckte dann später Walther Janssen (Dorfarchiv) mit seinem Video-Vortrag „Flurnamen und Landschaften – Hauset, versteckt im Grünen“, bei Kaffee und Kuchen in der Mehrzweckhalle das Interesse der über 50 Bürgerinnen und Bürger.
Vorausgegangen war eine Wanderung durch den Ort, rund um den Dorfkern, unter Führung von Erwin Güsting vom Verkehrsverein. Zahlreiche Wanderfreunde hatten Gelegenheit, einen Teil der gelben Schilder der Flur- und Straßennamen kennenzulernen, die seinerzeit in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverein und dem Mundartdichter Erich Kockartz entstanden sind und angebracht wurden (das GE berichtete ausführlich).
Ein Jahr lang haben die Heimatfreunde vom Dorfarchiv Hauset an einer Karte der Ortschaft in der Gemeinde Raeren gearbeitet, um ein Verzeichnis aller Kleindenkmäler, Fußfälle und auch Grenzsteine zu erfassen und zu kartographieren. Walther Janssen sagt dem GE, das sei die erste Variante der neuen Hauset-Karte, die alte Flurnamen der Ortschaft, seit dem Kataster zur Zeit Maria-Theresia, aber vor allen Dingen beginnend mit dem preußischen Ur-Kataster von 1826 bis 1828, enthalte.
In einer zweiten Variante der neuen Karte wurden alle Gebäude der Ortschaft, Stand 2018, erfasst. Alte Gehöfte, Gebäude und weitere Bauten sind zudem nach ihrem Alter farblich gekennzeichnet, entstanden zur Zeit des ersten Baubooms in Hauset, etwa um das Jahr 1900.
Janssen legt großen Wert auf die Feststellung, dass die neue Karte ein fast „wissenschaftliches Gemeinschaftsprojekt“ sei, an dem alle Mitglieder des Freundeskreises mitgewirkt haben, so André Hinck, Hanneliese Radermacher, Günther Lorreng, Michael Stein und Paul Kockartz (Fotograf). Besonders hob er den Graphiker und Diplom-Geologen Christoph Laschet aus Raeren als den „hauseigenen“ Kartographen hervor. Dem nämlich habe dabei manchmal bei der Umsetzung dessen, was die Hauseter alles gerne untergebracht und kartographiert haben wollten, der Schweiß auf der Stirn gestanden.
Janssen zeigte anhand der alten Kataster-Karten die Aufzeichnungen, die Flurnamen, von denen heute viele noch in Gebrauch sind, einige aber keine Verwendung mehr finden. Dann präsentierte er auch viele der gelben Schilder, die nicht nur Flurnamen, sondern außerdem noch Straßennamen oder Feldwege und Gassen dokumentieren, fast ausschließlich in plattdeutscher Mundart. Die Besucher bekamen weiterhin zahlreiche Fotos von Hauseter Landschaften, Flure und Naturbilder sowie einige Gebäude (aus dem Archiv von Paul Kockartz) zu sehen. Alle Anwesenden erhielten als Präsent eine kleine Flurnamen-Karte aus einem Abreiß-Block, DIN A 3, 25 Karten, der im Dorfarchiv erhältlich ist, mit auf den Weg. Eine Wiederholung der Veranstaltung wurde in Aussicht gestellt, wenn die zweite Karte, die mit den alten Gebäuden in Hauset, demnächst in einer Fotoshow vorgestellt wird.
HINTERGRUND
Die Flurnamen-Karte Hauset wurde von dem Raerener Graphiker und Diplom-Geologen Christoph Laschet in rund 100 Arbeitsstunden erstellt. Sie enthält über 50 Informations-Ebenen, die je nach Wunsch für unterschiedliche Verwendungen vor dem Druck oder Ausdruck ein- oder ausgeblendet werden können. So können zum Beispiel auch Häuser aus unterschiedlich alten Bauperioden, sogar farbig eingeblendet werden. Laschet erklärt: „Wenn Interesse an der Karte besteht, könnte ich sie auch auf ganz Raeren ausdehnen.“ Ein Gebrauch der Karte im Internet wird zudem in Betracht gezogen. Besonders für Freizeit-Aktivisten, die teilweise wegen falscher im Umlauf befindlichen Kartendarstellungen mit Fahrrädern, Autos und Wandergruppen auf Bauernhöfen auftauchen und über Wiesen ziehen, die sich auf privatem Gelände befinden.
Die neue Karte ist auf Basis verschiedener Kartenvorlagen entstanden sowie durch eigene Geländebegehungen (bezüglich Überprüfung, Ergänzungen, Vereinfachungen und Korrekturen). Die Begehungen erfolgten durch André Hinck, Walther Janssen, Michael Stein, Christoph Laschet (GE am 23. Dezember 2023: „Kulturhistorische Detektive“ unterwegs).
Die Karte stellt eine Momentaufnahme (August 2024) dar, da sie sich in fortlaufender Bearbeitung befindet. Christoph Laschet: „Es ist vorgesehen, neue Kartier-Erkenntnisse in die OpenStreetMap-Karte (OSM) einfließen zu lassen.“