"Die Raubritter von Reifferscheidt sind zurück"
So titelte das Grenzecho in seiner Ausgabe vom 3. Juni 2023 in einem Bericht von Günther Sander zur Vorstellung der Neuauflage des Buches von Hubert Schiffer aus dem Jahr 1900.
Bei der Buchpräsentation „Raubritter von Reifferscheidt“ im Raerener Rathaus hatten sich illustre Gäste eingefunden, um diesem heimatlichen Event beizuwohnen und Näheres über das Werk des Raerener „Universalgenies“ Hubert Schiffer zu erfahren.
Raeren, Mai 2023
Der Tod des Autors jährt sich in diesem Jahr zum 100. Male. „Grund genug, auf Hubert Schiffer aufmerksam zu machen, ehe sein Schaffen oder Teile seines Schaffens in Vergessenheit geraten“, so Schiffers Urenkel Christoph Laschet, der als Herausgeber mit dem Dorfarchiv Hauset die Neuauflage möglich gemacht hat. Raerens Bürgermeister Jérôme Franssen hieß zahlreiche Heimatfreunde aus Ostbelgien und Deutschland im Gemeindesaal herzlich willkommen. Er sei sehr froh, heute das schon lange erwartete Buch vorstellen zu können und betonte, dass es Herausgeber und Verfasser auch über die familiäre Beziehung hinaus verbindet. Franssen ging auf die Bedeutung des Buches für Raeren näher ein und sagte: „Es ist die Liebe zur Heimat, zum eigenen Lebensmittelpunkt, sowie das wache, geistige und wichtige Anliegen, die Vergangenheit bewahren und verstehen zu wollen; durch die Vergangenheit die Gegenwart zu erhellen und damit dem Leben zu dienen. Das verbindet beide letztlich über Generationen hinweg.“
In Zeiten beschleunigten, umfassenden Umbruchs und Wandels sei dieses Anliegen von zentraler Bedeutung. „Wir erfassen die Gegenwart nur durch das Verstehen ihrer Gewordenheit. Demnach gilt der Grundsatz: Je besser wir die Vergangenheit kennen, desto schärfer ist unser Blick auf die Gegenwart. Und zu dem, was wir verstehen, können wir uns verhalten.“ Jérôme Franssen dankte allen im Namen der gesamten Gemeinde, die an diesem Werk beteiligt waren. Er hofft und wünscht sich, dass dieses Buch viele Leser findet. „Ich wünsche allen eine spannende Lektüre“, schloss der Bürgermeister.
Christoph Laschet brachte das Leben seines Urgroßvaters den Anwesenden näher.
Die „Väter des Buches“, die beiden Herausgeber Christoph Laschet und Walther Janssen (Dorfarchiv Hauset), gingen ebenfalls näher auf den Inhalt des Buches ein. Janssen mit einer kurzen Zusammenfassung der Erzählung („E Verzällche en „Rörender Platt“, Übersetzung Rita Duyster und Bearbeitung Christoph Laschet), bei der es sich um eine fiktive Lebens- und Liebesgeschichte aus Raeren um 1438 mit einem realen historischen Hintergrund handelt, der allerdings im Laufe der Jahrhunderte auch der Legendenbildungen ausgesetzt gewesen sein mag, so dass die historischen Geschehnisse manch eine Anreicherung oder Ausschmückung erhalten haben könnten, ließ er wissen.
Christoph Laschet brachte getreu dem Motto „Von Raeren nach Rheinberg und zurück nach Raeren“ das Leben seines Urgroßvaters Hubert Schiffer den Anwesenden näher. Bevor sein Schaffen in Vergessenheit gerate sei es das Ziel, mit dieser Neuauflage den Heimatdichter Hubert Schiffer aus seinem Dornröschenschlaf aufzuwecken, damit er nicht in Vergessenheit gerate. Christoph Laschet bedankte sich ganz besonders bei Bürgermeister Franssen für seine Ausführungen und dafür, dass die Gemeinde es ermöglicht habe, die Neuauflage des Buches im Gemeindesaal präsentieren zu können. Sein Dank galt zudem allen, die ehrenamtlich, unentgeltlich an diesem Buch gearbeitet haben. „Jetzt liegt das Buch endlich bereit und wartet auf seine Verbreitung und Nutzung“, ermunterte Christoph Laschet.
Von der Erzählung soll auch noch ein Hörbuch erstellt werden. Als Sprecher sind Georges Völl, Sigi Kever und Pastor Peter Dries vorgesehen. Er wird den kleinen Part des Geistlichen übernehmen. Für weitere Sprechrollen werden noch Interessenten gesucht: Melden bei Georges Völl oder im Dorfarchiv Hauset.
Der Buchpräsentation wohnten Vertreter von Vereinen aus dem Eupener und Aachener Land bei.
Comic-Zeichner und Cartoonist Henry Kreklow (Hauset) möchte ein kindgerechtes Cartoon in Raerener Mundart von der Erzählung anfertigen. Zeichnungen dazu hat er bereits erstellt. „Ich denke an ein nettes Kinderbuch“, sagte er, 48 Seiten stark. Und das auf „Rörender Platt“, das sei einmalig. „Die Leute haben, als sie das hörten, mich für verrückt gehalten“, lacht er. Das Lektorat des hochdeutschen Textes hat Helmuth Feuerriegel (Walheim) übernommen. Die geschichtlichen Erläuterungen stammen von Professor Dr. Alfred Minke (Eupen) und Karl Reger (Giescheid/bei Reifferscheidt). Der Epilog kommt von Walter Janssen (Dorfarchiv Hauset) und der Umschlagtext ist von Dietmar Kottmann (Geschichtsverein Aachen). Der Buchpräsentation wohnten zahlreiche Vertreter von Bürger-, Geschichts- und Heimatvereine aus dem Eupener und Aachener Land bei, ebenso aus der Eifel (Roetgen und zwei Heimatfreunde aus Hellenthal/Reifferscheidt). Die zeigten sich besonders an dem „heimatlichen Schmankerl“ aus ihrer Heimat interessiert.
Das Buch ist erhältlich beim Herausgeber, dem Dorfarchiv Hauset (archiv@hauset.info) zum Preis von 15 Euro. Es ist ins Hochdeutsche übersetzt. Hochdeutsch (links) und Raerener Platt (rechts) stehen im Buch jeweils Seite für Seite nebeneinander.